Wir veröffentlichen hier einige Bilder von Plastiken. Nur die erste haben wir selbst photographiert: der Jugendfreund Rudolf Frieling als Studienrat, photographiert von Felix Glocker, einem seiner Urenkel. Die folgenden sind vorgefundene Photographien von unterschiedlicher Qualität, bei denen wir so weit wie möglich die Autorschaft noch ermitteln werden.
Beginnen wir mit einigen Aufnahmen von vielleicht einem der bedeutendsten Porträts. Die Künstlerin sprach diese ältere Frau auf der Straße an, weil ihr Gesicht sie beeindruckt hat. Es stellte sich heraus, dass sie in ihrer Jugend zum Bekanntenkreis der Familie Nietzsche gehörte. Meine Großmutter sprach von der „Altersweite“ in dieser Plastik.
Eine Marmorbüste der Schauspielerin Inga Spilker, die vom Obernazi Robert Ley ob ihrer Schönheit geheiratet wurde und 1942 Selbstmord beging.
Porträt von Gittli Spilker, gleichfalls Schauspielerin, etwas weniger schön als ihre Schwester, aber sehr beliebt wegen ihres leichteren, heiteren Temperaments.
Der Leipziger Architekt Kunz Nierade. Der coole Humphrey-Bogart-Look ante litteram mit Borsalino und hochgeschlagenem Mantelkragen entsprang wohl einer übermütigen Laune.
Der Leipziger Bibliothekar und Gründer der Volksbücherei Walter Hofmann, der sich um den jungen Carl Seifert verdient gemacht hat. Der – so will es die Familientradition – „schönste Mann“, den meine Großmutter je porträtiert hat.
Marmorbüste des Stadrats Jung, über dessen Identität noch Erkundigungen eingeholt werden sollten.
Das bemalte Porträt eines blindgeborenen Juden, des Sängers Dobbriner, wurde von einem Kritiker als „das Gesicht, das sich nie gesehen hat“ apostrophiert.
Die Tonskizze eines gewissen „Karsch“, die im Laufe nur einer Nacht zu Beginn der Nazizeit entstand, in der der jüdische Schriftsteller ihren Mann, Carl Seifert, fast dafür gewonnen hätte, mit ihm nach Südamerika zu emigrieren. Die Skizze spiegelt auch etwas die Chuzpe, die dazu gehört, das in Gegenwart der Ehefrau zu tun, die durch ihren kleinen Sohn angebunden war. Ich bin sehr im Zweifel, ob dieser Karsch mit dem Theaterkritiker und Autor Walther Karsch identisch ist, auch weil ich nicht weiß, ob der Jude war, denn er hat die ganze Nazizeit in Deutschland überlebt.Das Photo ist eine von zwei Bronzemasken im Leipziger Museum für Bildende Kunst: der dritte Bürgermeister Friedrich Oskar Schulze, SPD, der 1933 aus dem Amt gezwungen wurde.
Pfarrer Klesse, der in St. Georg, Gohlis, angestellt war und zuvor Militärpfarrer gewesen ist. Zwei Persönlichkeiten, deren Identität noch völlig im Dunkeln liegt.
Zwei Kinderköpfe von jungen Mädchen, deren Identität noch ermittelt werden muss.
Die offizielle, etwas überlebensgroße Porträtbüste der Sozialistin Klara Zetkin.
Herausragend ist besonders das Porträt Ludwig van Beethovens, obwohl die Bildnisse dieses Komponisten wirklich Legion sind; allein der große französische Bildhauer Antoine Bourdelle hat an die zwanzig Versionen von Beethoven Bildnissen geschaffen. Gar nicht zu reden davon, dass im nahen Leipzig Beethoven als junger Gott von Max Klinger sitzt. Doch ist der von meiner Großmutter nach zwei Weltkriegen geschaffene von besonderer Tragik gezeichnet: nicht mehr der Hätschelknabe der Götter, sondern der musische Mensch in misslicher Zeit. Erinnert an den Song von Simon and Garfunkel: The Boxer. Ein Kämpfer, der sich nach zwölf Runden kaum noch auf den Beinen hält.
Weil der Kopf so weit nach vornüber gebeugt ist, ist das Porträt verunglückt: das Gesicht fiel ab und musste noch einmal modelliert werden!
Peter Seifert jun.
Hallo, die erste Mädchenbüste ist die 2.Tochter von Kunz Nierade und die 2. Büste ist evtl. ein Sohn der Nierade. Wenn sie dazu weitere Fragen, können Sie mir gerne eine Mail schreiben.
Bei Karsch könnte es sich evtl. um den jüdischen Schriftsteller Hellmuth Carsch (1899-1940) handeln.
Der Sänger Dobbriner hieß mit Vornamen Paul (1885-1930). Auch er entstammte einer Leipziger jüdischen Familie.
Wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie mich gerne per E-Mail anschreiben.